
Einkaufen in der Stadt © ADFC / Jens Lehmkühler
Das Fahrrad lohnt sich: für starke Kommunen in Baden-Württemberg
Das Fahrrad belebt Innenstädte, stärkt die kommunale Wirtschaft und steigert die Attraktivität für Fachkräfte, Unternehmen und Gäste vor Ort.
In einer Zeit globaler Krisen gewinnen widerstandsfähige Kommunen an Bedeutung – mit stabilen lokalen Wirtschaftsstrukturen und einer verlässlichen Daseinsvorsorge für die Menschen vor Ort.
Lebendige Innenstädte als Standortvorteil
Viele Innenstädte in Baden-Württemberg geraten unter Druck: Onlinehandel und veränderte Einkaufsgewohnheiten, begünstigt durch die Dominanz des Autos, setzten besonders kleineren Handelsstrukturen zu. Immer mehr Menschen fahren mit dem Auto in den Großhandel und Einkaufszentren, während kleinere Orte an Leben und Nahversorgung verlieren. Das mindert nicht nur die Lebensqualität, sondern auch die Attraktivität für Unternehmen und Fachkräfte.
Der Radverkehr kann hier gegensteuern: Wer Rad fährt, kauft häufiger im eigenen Ort ein, stärkt den lokalen Handel und fördert Begegnung. Laut Deutschem Institut für Urbanistik (2025) führen Verkehrsberuhigungen nicht zu Umsatzeinbußen im Einzelhandel. Vielmehr werden Städte erlebbarer, sozialer und lebenswerter. Begegnungen auf dem Markt, in der Bäckerei oder im Café stärken Gemeinschaft und wirken Einsamkeit entgegen. Zudem behalten Menschen ohne Führerschein – rund ein Drittel der Bevölkerung n Deutschland (Kraftfahrt-Bundesamt 2025) – den Zugang zu wohnortnaher Versorgung. Gute Radwege und Abstellanlagen im Einzelhandel beleben Orte und erhöhen die kommunalen Einnahmen. Die Kommune wird wieder lebenswert für alle.
Weniger Verkehrslast – mehr Lebensqualität
Wenn die Kommune in Radinfrastruktur investiert, profitieren deutlich mehr Menschen von sicherer und nutzbarer Infrastruktur direkt vor der Haustür, denn der Bau von Radinfrastruktur ist wesentlich günstiger als Autoinfrastruktur. Und die Kommune spart zudem bei Unfall- und Gesundheitskosten. Denn je mehr Radverkehr in der Kommune unterwegs ist, desto sicherer wird der Straßenverkehr für alle.
Gleichzeitig sinkt der Lärmpegel in Städten und Gemeinden, die Verkehrsemissionen gehen zurück und die Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum steigt spürbar. Davon profitieren alle Menschen, aber besonders Kinder, Ältere, Menschen mit Behinderung, Frauen und Menschen mit Migrationsgeschichte, die sich viel im eigenen Ort aufhalten und regelmäßig kurze Wege zurücklegen. Wo sichere Radwege existieren, können die Menschen selbstbestimmt, zügig und sicher unterwegs sein – ob im Alltag, in der Freizeit oder auf dem Weg zur Arbeit. Und das Fahrrad ist auf Strecken bis zu 5 Kilometern, das Pedelec sogar auf Strecken bis zu zehn Kilometern ohnehin das schnellste Verkehrsmittel, benötigt weniger Platz und verursacht kaum Straßenschäden. Es entlastet die Straßen und schafft Raum für diejenigen, die weiterhin auf das Auto angewiesen sind. Ein klarer Gewinn für die gesamte Kommune.
Fahrradtourismus stärkt Kommunen im ländlichen Raum
Der Radtourismus hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen und ist zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor geworden – vor allem im ländlichen Raum. Radtourist*innen besuchen nicht nur bekannte Ziele wie Heidelberg oder den Titisee, sondern auch jede Menge kleiner Orte entlang ihrer Touren. Eisdielen, Brauereien, Landgasthöfe am Wegesrand – Radtourist*innen, die über Nacht in einem Ort bleiben, geben im Schnitt 117-130 € pro Tag aus. Auch Tagesausflügler*innen bringen Geld in die Regionen, denn wer auf dem Rad unterwegs ist, gönnt sich auf dem Weg auch gerne etwas – bundesweit im Jahr 2023 im Wert von 14–15 Milliarden Euro (ADFC 2024). Radtourist*innen stärken auf ihrer Radtour somit regionale Betriebe. Das Gastgewerbe im ganzen Land profitiert davon.
Um Kommunen in Baden-Württemberg weiter zu stärken, sollte die nächste Landesregierung:
- Menschen statt Autos ins Zentrum rücken – mit begrünten Straßen, kühlen Plätzen und respektvollem Miteinander.
- Programme für fahrradfreundlichen Einzelhandel gezielt fördern.
- Hauptverkehrsachsen überdenken und Durchfahrtsschneisen reduzieren.
- Zukunftsbilder einer lebenswerten Stadt aktiv kommunizieren
Quellen: siehe Positionspapier (in der blauen Infobox als PDF zum Download)
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