Fahrradklimatest im Rhein-Neckar-Kreis: Mehr Schatten als Licht
Das ist Rekord: Beim Fahrradklimatest 2020 haben es erstmals 16 Kommunen des Rhein-Neckar-Kreises in die Auswertung geschafft. Jeweils mindestens 50 Radler*innen haben an der bundesweiten ADFC-Umfrage zum Fahrradklima in ihrer Gemeinde teilgenommen.
Spitzenreiter bei den Kommunen unter 20.000 Einwohnern ist Ladenburg mit der Schulnote 3,36, Schlusslicht wurde Neckargemünd mit 4,33. Bei den großen Kreisstädten (20.000-50.000 Einwohner) führt Schwetzingen (mit 3,48), am Tabellenende steht Leimen mit 4,35.
Gemeinden mit mehr als 20.000 Einwohnern
Schwetzingen hat seine Spitzenposition in Baden-Württemberg verloren: War die Spargelstadt 2018 noch Platz eins in ihrer Größenklasse, hat es diesmal nur für Platz acht gereicht (Gesamtnote 3,48). Die Infrastruktur wird insgesamt mit befriedigend bis gut (2,5) bewertet, Schwetzingen punktet mit geöffneten Einbahnstraßen (2,6), der Wegweisung (2,2) und den zahlreichen Mieträdern (2,0). Kritik gibt es an der Breite der Radwege (4,6), der mangelnden Falschparkerkontrolle (4,4) und der Führung an Baustellen (4,6).
Hockenheim: Mit einer Gesamtnote von 3,84 (Platz 33 von 66) liegt Hockenheim genau in der Mitte seiner Größenklasse. Für die Infrastruktur insgesamt gibt es eine 2,6. Positiv auch: „Jung und Alt fahren Rad“ (2,7). Die Wegweisung wird mit 2,6 benotet. Der Komfort beim Radfahren aber könnte deutlich besser sein (Note 4,5). Schlechte Noten gibt es insbesondere für die Breite (4,6) und die mangelhafte Reinigung der Radwege (4,5).
Wiesloch (Gesamtnote 3,85, Platz 36 von 66) liegt im Mittelfeld. Positiv bewertet werden die geöffneten Einbahnstraßen (2,7) und die Wegweisung (2,9). Für die mangelde Falschparkerkontrolle und radfahrerunfreundliche Ampelschaltungen gibt es jeweils ein Mangelhaft (4,8).
Weinheim kommt auf Platz 50 von 66, Gesamtnote 4,03. Die Infrastruktur wird mit „befriedigend“ bewertet (3,1), dazu gehören die geöffneten Einbahnstraßen (3,0) und das Angebot an Mieträdern (2,3). Die übrigen Bewertungen tendieren überwiegend zu „ausreichend“.
Sinsheim nimmt unter den Städten mit über 20.000 Einwohnern im Rhein-Neckar-Kreis den vorletzten Platz ein: Note 4,2, eine vier minus, das bringt Platz 60 von 66 im Land. Viel Schatten also und ein wenig Licht. Mäßiges Lob gibt es für zügiges Radfahren (3,6), die Wegweisung und wenig Diebstähle (3,5). Schlecht bestellt ist es dagegen um die Oberfläche der Radwege (5,1), die Führung an Baustellen (4,9) und die Falschparkerkontrolle (4,8).
Leimen: Platz 62 von 66, Gesamtnote 4,35. „Jung und Alt fahren Rad“ (3,5), das ist doch zumindest eine gute Botschaft. Und die Wegweisung wird mit derselben Note bewertet. Ansonsten aber fällt es schwer, positive Bewertungen der Radlerinnen und Radler zu finden. Fazit: In Leimen bleibt noch sehr sehr viel zu tun.
Gemeinden bis 20.000 Einwohner
Ladenburg, im Ländle Platz 9 von 74 in seiner Größenklasse, punktet mit seiner Infrastruktur. Das Radverkehrsnetz wird insgesamt mit 2,3 bewertet. Dazu gehören: zügiges Radfahren (2,0), Abstellanlagen (2,1), Leihräder (2,3) und geöffnete Einbahnstraßen (2,4). Kritik gibt es für mangelnde Kontrollen von Falschparkern auf Radwegen sowie für schlechte Führung an Baustellen (jeweils 4,4).
Walldorf (Gesamtnote 3,66, Platz 22 von 74) punktet mit zügigem Radfahren (2,8) und einer guten Wegweisung (2,5). Die Breite der Radwege wird allerdings mit einer „guten Fünf“ (4,7) bewertet.
Neckargemünd (Platz 70 von 74) muss viel Kritik einstecken: Breite der Radwege 5,2, Ampelschaltungen 5,0, mangelnde Falschparkerkontrolle 5,0. Verhaltenes Lob gibt es für die Wegweisung (3,4) und die gefühlt geringe Zahl von Fahrraddiebstählen (3,3).
Ansonsten viel Mittelmaß − die Platzierungen der übrigen Kommunen des Rhein-Neckar-Kreises:
Bei den kleineren Kommunen liegt Oftersheim im oberen Drittel seiner Größenklasse, Hirschberg findet sich in der oberen Tabellenhälfte wieder. Schriesheim und Sandhausen belegen Mittelplätze. Die Platzierungen von Eppelheim und Edingen-Neckarhausen belegen hohen Nachholbedarf in Sachen Fahrradklima und Radkultur.
- Oftersheim: Gesamtnote 3,68, Platz 23 (von 74)
- Hirschberg: Gesamtnote 3,76, Platz 30
- Sandhausen: Gesamtnote 3,83, Platz 36
- Schriesheim: Gesamtnote 3,85, Platz 37
- Ketsch: Gesamtnote 3,95, Platz 47
- Edingen-Neckarhausen: Gesamtnote 4,02, Platz 52
- Eppelheim: Gesamtnote 4,02, Platz 53
ADFC-Fahrradklima-Test
Der ADFC-Fahrradklima-Test ist die größte Befragung zur Zufriedenheit der Radfahrenden weltweit. Er wird alle zwei Jahre mit Unterstützung des Bundesverkehrsministeriums durchgeführt und fand 2020 zum neunten Mal statt. Rund 230.000 Radfahrerinnen und Radfahrer haben bei diesem Durchgang abgestimmt. 1.024 Städte und Gemeinden kamen in die Wertung, 164 in Baden-Württemberg, 16 im Rhein-Neckar-Kreis, mehr als jemals zuvor. In Heidelberg haben sich 960 Radlerinnen und Radler an der Umfrage beteiligt.
Bei den 27 Fragen ging es darum, ob man sich auf dem Rad sicher fühlt, wie gut die Radwege sind und ob die Stadt in Zeiten von Corona das Fahrradfahren besonders fördert. Damit fundierte Ergebnisse erzielt werden, müssen pro Stadt mindestens 50, bei größeren Städten mindestens 75 beziehungsweise 100 Abstimmungsergebnisse vorliegen. Die Ergebnisse des Tests haben durch die breite Bürgerbeteiligung hohe Aussagekraft und können Kommunen helfen, das Angebot für Radfahrende gezielt zu verbessern.
Die Siegerkommunen wurden am 16. März 2021 in einer digitalen Veranstaltung von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer und Ulrich Syberg, Bundesvorsitzender des ADFC, ausgezeichnet.
Die detaillierten Ergebnisse des ADFC-Fahrradklima-Tests 2020 finden Sie auf www.fahrradklima-test.adfc.de.