„Lasst uns dort Rad fahren, wo wir hingehören!“
Am 7. März 2024 fand die Jahreshauptversammlung des ADFC Rhein-Neckar statt. Wie in jedem Jahr begann sie mit einem Gastvortrag. Referent war Dr. Matthias Zimmermann, seit knapp einem Jahr Landesvorsitzender des ADFC Baden-Württemberg.
Er hielt einen Vortrag mit dem Titel: „Radfahren in Baden-Württemberg − der ADFC treibt voran!“ Der Verkehrsingenieur und Dozent am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) sieht in der Verbesserung der Verkehrssicherheit für Radfahrende den wichtigsten Hebel, um mehr Menschen aufs Rad zu bringen.
„Wir haben ganz viele Defizite in der Infrastruktur und teilweise sehr alte Anlagen.“ Zimmermann plädierte dafür, viel von dem zu verwenden, was in den Regelwerken steht, die jetzt schon umfangreiche Möglichkeiten böten. „Der erste Schritt wäre, Regelmaße und Regelanwendungen zu nutzen.“ Durch die Reduzierung von Parkplätzen könne Platz geschaffen werden. „Die Bereitstellung von freiem Parkraum ist nicht Ziel“, zitierte Zimmermann aus den neuen Empfehlungen für Anlagen des ruhenden Verkehrs (EAR 23), die auch festlegten, dass der Sicherheitstrennstreifen zwischen Parkfläche und Radweg eine Breite von 0,75 m keinesfalls unterschreiten darf.
Anhand einer Analyse von Radunfällen im Bereich des nördlichen Bismarckplatzes demonstrierte Zimmermann die Bedeutung von Infrastruktur für die Verkehrssicherheit. Betrachtet man in diesem Bereich nur die Unfälle, an denen Radfahrer schuldlos beteiligt sind, zeigt sich eine auffällige Häufung auf dem „roten Teppich“ zwischen Theodor-Heuss-Brücke und Badischer Beamtenbank. Grund hierfür sei, so Zimmermann, dass die Radfahrer an der ansonsten ampelgeregelten Kreuzung nicht in die Signalisierung einbezogen sind, was von manchen motorisierten Verkehrsteilnehmern nicht verstanden werde.
Bezugnehmend auf den Tod des Pforzheimer Fahrrad-Aktivisten Andreas Mandalka („Natenom“) plädierte Zimmermann für eine Reduzierung der Höchstgeschwindigkeit auf Landstraßen und die Pflicht zum Fahrstreifenwechsel beim Überholen von Radfahrern. Wünschenswert wäre natürlich ein flächendeckendes Netz von straßenbegleitenden Radwegen außerorts.
Im Bereich des innerörtlichen Verkehrs sprach sich der ADFC-Vorsitzende für eine klare Trennung von Kraftfahrzeug- und Radverkehr auf Hauptstraßen aus, für andere Straßen aber sei der Mischverkehr bei Tempo 30 die richtige Lösung: „Lasst uns dort Rad fahren, wo wir hingehören!“ Man solle die Radfahrer animieren, sichtbar und mit deutlichem Abstand zu parkenden Fahrzeugen zu fahren und keinesfalls auf Gehwege auszuweichen. Den Autofahrern sei zu verdeutlichen, dass bei Tempo 30 das Überholen von Radlern meistens unangemessen ist. (rie)