Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Kreisverband Rhein-Neckar e. V.

Fahrradklima-Test: Baden-Württemberg muss mehr in Verkehrssicherheit investieren

Die Ergebnisse des ADFC-Fahrradklima-Tests 2024 zeigen einmal mehr: Trotz Spitzenplätzen muss Baden-Württemberg mehr in Verkehrssicherheit investieren und ein respektvolles Miteinander im Verkehr fördern.

In der 11. Auflage des ADFC-Fahrradklima-Tests belegen die Kommunen Baden-Württembergs erneut Spitzenplätze, bei der Verkehrssicherheit und im Miteinander im Straßenverkehr bleibt das Land aber insgesamt hinter den eigenen Zielen zurück. Die weltweit größte Zufriedenheitsbefragung von Radfahrenden zeigt, dass sich systematische Radverkehrsförderung lohnt: Städte wie Tübingen, Ettlingen oder Eislingen/Fils konnten ihre Bewertungen deutlich verbessern.

Von September bis November 2024 wurden zum insgesamt 11. Mal Radfahrende in Deutschland gefragt, wie zufrieden sie in Sachen Radfahren in ihrer Kommune sind. Die Ergebnisse des Fahrradklima-Tests wurden heute veröffentlicht und die fahrradfreundlichsten Städte Deutschlands von Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder geehrt. Mit Tübingen, Freiburg, Karlsruhe und Ettlingen gingen vier Spitzenplätze in den sechs Städtekategorien an Kommunen aus dem Südwesten. Insgesamt 172 Kommunen aus Baden-Württemberg schafften es in die Auswertung.

ADFC-Landesvorsitzender Dr. Matthias Zimmermann gratuliert den Spitzenreitern lobt das Engagement von Kommunen und Land: „Besonders Tübingen hat mit seiner konsequenten und pragmatischen Radverkehrsförderung gezeigt, wie man in kürzester Zeit die Zufriedenheit der Radfahrenden steigert und so den ersten Platz im Fahrradklima-Test erobert. Ohne umfangreichen Förderrahmen und Unterstützung des Landes wären solche Entwicklungen und Ergebnisse wie in Ettlingen, die den dritten Platz in ihrer Städtekategorie erobert haben, nicht möglich“, ist sich Zimmermann sicher.

Fahrradfreundlichkeit in Baden-Württemberg: Mit Note 4 zum Spitzenreiter

Die 26 baden-württembergischen Städte mit über 50.000 Einwohnern, die es in die Bewertung des Fahrradklima-Tests geschafft haben, erreichen im Durchschnitt Note 3,8. Damit konnte Baden-Württemberg seine Bewertung gegenüber der letzten Befragung (2022) um 0,1 Notenpunkt verbessern. Im deutschlandweiten Vergleich behauptet das Land zusammen mit Hessen und Niedersachsen damit den Platz als Vorreiter in Sachen Fahrradfreundlichkeit.

Die Früchte der systematische Radverkehrsförderung des Landes, inklusive Förderung des Radverkehrsausbaus in den Kommunen, zeigen sich in einzelnen Bewertungskategorien: Die Verfügbarkeit von öffentlichen Leihrädern in den Kommunen Baden-Württembergs wurde mit Note 3,2 bewertet (2022: 4,4) und damit 0,6 Notenpunkte besser als der gesamtdeutsche Schnitt. Auch die durch die Kampagne RadKULTUR betriebene Werbung für das Radfahren (Note 3,7; deutschlandweit 4,1) führt offensichtlich zu überdurchschnittlichen Noten. Die Investitionen in die Radinfrastruktur kommen ebenfalls langsam bei den Radfahrenden im Land an, denn das Radverkehrsnetz wurde mit Note 2,9 und damit 0,4 Punkte besser bewertet als im Fahrradklima-Test 2022.

Verkehrssicherheit & Miteinander im Verkehr: Mehr in den Fokus rücken

Für die Befragten des Fahrradklima-Tests sind bei der Bewertung der Fahrradfreundlichkeit von Städten die Akzeptanz von Radfahrenden als Verkehrsteilnehmende, das Sicherheitsgefühl von Radfahrenden, Konflikte zwischen Auto- und Radverkehr sowie die Hindernisfreiheit von Radwegen von herausragender Bedeutung. In diesen Bewertungskategorien weisen die Kommunen Baden-Württembergs jedoch grundsätzlich schlechtere Noten auf als ihre Gesamtbewertung. Auch in der Sonderauswertung des Fahrradklima-Test zum „Miteinander im Verkehr“ weichen die Noten im Südwesten auffallend negativ von der Gesamtbewertung ab. Selbst Städte wie Freiburg und Karlsruhe, die in der Sonderauswertung ihre Top3-Platzierungen behaupten, schneiden in diesen Kategorien nur mit Note 3 bis 4 ab. 

„Noten zwischen 3 und 4 oder auch noch schlechter als die Gesamtbewertung können uns nicht zufriedenstellen, wenn wir den Radverkehr fördern wollen“, mahnt ADFC-Landesvorsitzender Matthias Zimmermann. „Es gilt, in den nächsten Jahren die Radverkehrssicherheit ernsthaft in den Fokus der Radverkehrsförderung zu rücken und Maßnahmen zu ergreifen, die das Sicherheitsgefühl von Radfahrenden spürbar steigern und die Aggression im Straßenverkehr minimieren“, fordert der ADFC-Landesvorsitzende. 

Die konsequente Trennung von Rad- und Autoverkehr bei hoher Verkehrsstärke (ab 1.500 Kfz/Tag), Geschwindigkeitsreduktion für den Autoverkehr bei gemeinsamer Führung mit dem Radverkehr, gesicherte Querungen und Kreuzungen sowie die Entfernung von Hindernissen auf Radwegen sind für den Fahrradverband zwingend erforderliche Maßnahmen. Aber auch eine konsequente Überwachung des Verkehrs und Ahndung von Verstößen gegen Verkehrsregeln sollten Bestandteil eines Maßnahmenpakets sein. 

„Wir müssen aufhören, schlechtes Verkehrsverhalten zu tolerieren und den Frust darüber auf den Straßen auszutragen. Und all das müssen wir einbetten in ein angenehmes Verkehrsklima mit gegenseitiger Rücksichtnahme, Respekt und Akzeptanz aller Verkehrsteilnehmenden. Das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, der wir uns endlich stellen müssen!“, weiß Matthias Zimmermann.

Leuchttürme der Fahrradfreundlichkeit: Tübingen, Ettlingen & Eislingen/Fils

Während die großen Städte mit mehr als 100.000 Einwohner nur geringe Verbesserungen im Vergleich zum letzten Fahrradklima-Test vorweisen können, sind es insbesondere Tübingen (Note 2,77), Ettlingen (Note 2,76) und Eislingen/Fils (Note 2,92), die ihre Bewertung um mindestens 0,3 Notenpunkte verbessern konnten. Radverkehrsmaßnahmen wie das Tübinger Radwegenetz „Blaues Band“ mit den teils beheizbaren Fahrradbrücken zeigen Wirkung und erhöhen die Zufriedenheit der Radfahrenden deutlich.

Der ADFC-Landesvorsitzende fasst zusammen: „Diese Maßnahmen sollten Vorbild für viele Kommunen im Land sein! Dann klappt es auch mit zufriedenen Radfahrenden!“


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