ADFC-Fahrradklimatest: Heidelberg rutscht ab

Heidelberg bleibt in seiner Größenklasse Landessieger in Baden-Württemberg, liegt aber bundesweit nur noch auf Platz 5 – Noten im Rhein-Neckar-Kreis gehen weit auseinander.

Radspur Friedrich-Ebert-Anlage
Radspur Friedrich-Ebert-Anlage © ADFC Rhein-Neckar e.V.

Mit der Gesamtnote 3,64 nach dem Schulnotensystem (2020: 3,53) hat es für Heidelberg beim ADFC-Fahrradklimatest 2022 zwar noch in Baden-Württemberg für Platz 1 in der Größenklasse der Städte mit 100.000 bis 200.000 Einwohnern gereicht, bundesweit steht Heidelberg aber nur noch auf Platz 5 (2020: Platz 3). Klarer Sieger bei den baden-württembergischen Großstädten ist auch diesmal Karlsruhe mit der Note 3,09, knapp gefolgt von Freiburg mit 3,11.

Mit zunehmendem Radverkehr treten die Schwächen der Heidelberger Radinfrastruktur immer stärker zutage: So gibt es die schlechteste Note (4,8) für die (mangelhafte) Breite der Radwege. Nichts Neues ist auch die Kritik an Ampelschaltungen (Note 4,7) und mangelnder Falschparkerkontrolle (4,6). Punkten kann die Unistadt zum wiederholten Mal mit geöffneten Einbahnstraßen (2,0), der Tatsache, dass Jung und Alt Rad fahren (2,4), der guten Erreichbarkeit des Stadtzentrums (2,5), dem Leihradangebot (2,3) und der Radwegweisung (2,9).

Rhein-Neckar-Kreis: Erstmals 23 Kommunen in der Auswertung
Das ist Rekord: Beim Fahrradklimatest 2022 haben es erstmals 23 Kommunen des Rhein-Neckar-Kreises in die Auswertung geschafft (2020 waren es 16), das heißt, jeweils mindestens 50 Radlerinnen und Radler haben an der bundesweiten ADFC-Umfrage zum Fahrradklima in ihrer Gemeinde teilgenommen.

Große Kreisstädte: Schwetzingen vorn
Bei den großen Kreisstädten (20.000-50.000 Einwohner) führt (erneut nach 2020) Schwetzingen (mit 3,42), am Tabellenende steht Sinsheim mit 4,25. Dazwischen viel Mittelmaß mit einer Tendenz zu mehr oder weniger „ausreichend“: Wiesloch (3,75), Hockenheim (3,85), Weinheim (4,02) und Leimen (4,20).

Gute Noten bekommt Schwetzingen für die Erreichbarkeit des Stadtzentrums und das Leihradangebot (jeweils 2,2), geöffnete Einbahnstraßen (2,5), zügiges Radfahren und die Darstellung des Radfahrens in den Medien (jeweils 2,7). Kritik gibt es insbesondere an der Breite der Wege (4,5) und die Führung an Baustellen (4,4).

Wiesloch, Platz 2 mit der Note 3,75, punktet mit der Erreichbarkeit des Stadtzentrums und der Öffnung von Einbahnstraßen für den Radverkehr in Gegenrichtung (beides 2,6), Radfahren ist mehr Spaß als Stress (3,2), Alt und Jung fahren Rad (3,3), das Radfahren wurde in jüngster Zeit gefördert (3,3). Für zügiges Radfahren gab es die Note 3,1, für die Radwegweisung eine 2,8. Negativ fielen fehlende Falschparkerkontrollen und die Führung an Baustellen auf (jeweils 4,5), für das mangelhafte Angebot an öffentlichen Rädern gab es eine glatte 5.

Bei Schlusslicht Sinsheim ist eine Vier vor dem Komma die Regelnote, es gibt nur wenig, das daraus hervorragt: Radwegweisung (3,2), Erreichbarkeit des Stadtzentrums und (im Verhältnis wenige) Konflikte mit Fußgängern (jeweils 3,6).

Unter 20.000 Einwohnern: Ladenburg und Walldorf vorn
Spitzenreiter bei den Kommunen unter 20.000 Einwohnern ist Ladenburg mit der Schulnote 3,40, dicht gefolgt von Walldorf mit 3,41. Schlusslicht wurde Eberbach mit 4,24. Im Mittelfeld mit Noten zwischen 3,5 und 4,0 liegen die Gemeinden Dossenheim (3,52), St. Leon-Rot (3,58), Ketsch (3,70), Hirschberg (3,71), Mühlhausen (3,84), Oftersheim (3,85) und Eppelheim (3,97). Noch viel Luft nach oben ist in Malsch (4,04), Rauenberg (4,07), Edingen-Neckarhausen (4,09), Schriesheim und Neckargemünd (jeweils 4,15), Nußloch (4,16), Ilvesheim (4,21) und Eberbach (4,24). Erstaunlich: Malsch liegt bei der Zahl derjenigen, die am Fahrradklimatest teilgenommen haben, im Verhältnis zur Einwohnerzahl auf Platz 1 in Baden-Württemberg.

Ladenburg (Note 3,40) darf sich über Platz 6 (von 92) im Landesvergleich freuen: Erreichbarkeit des Stadtzentrums (1,9), zügiges Radfahren (2,1), Leihräder (2,2), geöffnete Einbahnstraßen (2,3). Wie fast überall lassen auch hier die Falschparkerkontrolle (4,5), die Ampelschaltungen, die Breite der Radwege und die Führung an Baustellen (alle 4,2) zu wünschen übrig.

Walldorf liegt fast gleichauf mit Kreissieger Ladenburg (Note 3,41, Platz 7/92 in Baden-Württemberg). Gute Noten gibt es vor allem für die Radinfrastruktur: Erreichbarkeit des Stadtzentrums (2,1), zügiges Radfahren (2,4), geöffnete Einbahnstraßen (2,9) und Wegweisung (2,7). Bemängelt werden auch in Walldorf insbesondere die fehlende Falschparkerkontrolle und die Führung an Baustellen (jeweils 4,4).

Besonders viel zu tun bleibt in Eberbach (Note 4,24, Platz 82/92 im Ländle): viel „mangelhaft“ und kaum eine Note besser als „vier“. Besonders bemängelt werden die geringe Breite der Radwege, die Ampelschaltungen und die mangelnde Förderung des Radfahrens (je 4,9), die fehlende Falschparkerkontrolle und die Führung an Baustellen (je 4,8).

Während die Probleme zum Beispiel der mangelhaften Falschparkerkontrolle und der schlechten Führung an Baustellen große und kleine Kommunen kaum unterscheiden, stechen in kleineren Kommunen besonders die häufig fehlende Fahrradmitnahme im ÖPNV (bedingt durch Bus- statt Bahnverkehr) und der Mangel an Leihradangeboten negativ heraus.

ADFC-Fahrradklima-Test
Der ADFC-Fahrradklima-Test ist die größte Umfrage zur Zufriedenheit der Radfahrenden weltweit. Er wird vom Fahrradclub ADFC alle zwei Jahre mit Unterstützung des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr durchgeführt und fand 2022 zum zehnten Mal statt. Rund 245.000 Radfahrerinnen und Radfahrer haben im Herbst 2022 abgestimmt, 1.114 Städte kamen in die Wertung. Damit fundierte Ergebnisse erzielt werden können, müssen je nach Stadtgröße mindestens 50, 75 oder 100 Abstimmungsergebnisse vorliegen. Die Umfrage ist offen für alle, richtet sich jedoch speziell an die Radfahrenden und ist deshalb nicht repräsentativ für die Bevölkerung. Die Ergebnisse des Tests haben durch die breite Bürgerbeteiligung jedoch hohe Aussagekraft und können Kommunen helfen, das Angebot für Radfahrende gezielt zu verbessern.

Die Ergebnisse des ADFC-Fahrradklima-Test zeigen: Wo viel für das Fahrrad getan wird, wird auch das Fahrradklima besser. Die Förderung von Radverkehrsmaßnahmen wird wahrgenommen und honoriert. Finden Radfahrende breite Radwege, gute Angebote an Mieträdern und genug sichere Abstellmöglichkeiten vor, sind sie zufriedener und bewerten ihre Kommunen auch besser.

https://rhein-neckar.adfc.de/artikel/adfc-fahrradklimatest-heidelberg-rutscht-ab

Häufige Fragen von Alltagsfahrer*innen

  • Was macht der ADFC?

    Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC) ist mit bundesweit mehr als 190.000 Mitgliedern, die größte Interessenvertretung der Radfahrerinnen und Radfahrer in Deutschland und weltweit. Politisch engagiert sich der ADFC auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene für die konsequente Förderung des Radverkehrs. Er berät in allen Fragen rund ums Fahrrad: Recht, Technik, Tourismus.

    weiterlesen

  • Was bringt mir eine ADFC-Mitgliedschaft?

    Radfahren muss sicherer und komfortabler werden. Wir nehmen dafür – auch Dank Ihrer Mitgliedschaft – nicht nur Einfluß auf Bundestagsabgeordnete, sondern setzen uns auf Landes- und Kommunalebene für die Interessen von Radfahrern ein. Für Sie hat die ADFC Mitgliedskarte aber nicht nur den Vorteil, dass wir uns für einen sicheren und komfortablen Radverkehr einsetzen: Sie können egal, wo Sie mit Ihrem Fahrrad unterwegs sind, deutschlandweit auf die AFDC-Pannenhilfe zählen. Außerdem erhalten Sie mit unserem zweimonatlich erscheinenden ADFC-Magazin Information rund um alles, was Sie als Radfahrer politisch, technisch und im Alltag bewegt. Zählen können ADFC-Mitglieder außerdem auf besonders vorteilhafte Sonderkonditionen, die wir mit Mietrad- und Carsharing-Anbietern sowie Versicherern und Ökostrom-Anbietern ausgehandelt haben. Sie sind noch kein Mitglied?

    weiterlesen

  • Was muss ich beachten, um mein Fahrrad verkehrssicher zu machen?

    Wie ein Fahrrad verkehrstauglich auszustatten ist, legt die Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) fest. Vorgesehen sind darin zwei voneinander unabhängige Bremsen, die einen sicheren Halt ermöglichen. Für Aufmerksamkeit sorgen Radler*innen mit einer helltönenden Klingel, während zwei rutschfeste und festverschraubte Pedale nicht nur für den richtigen Antrieb sorgen. Je zwei nach vorn und hinten wirkende, gelbe Rückstrahler an den Pedalen stellen nämlich darüber hinaus sicher, dass Sie auch bei eintretender Dämmerung gut gesehen werden können. Ein rotes Rücklicht erhöht zusätzlich die Sichtbarkeit nach hinten und ein weißer Frontscheinwerfer trägt dazu bei, dass Radfahrende die vor sich liegende Strecke gut erkennen. Reflektoren oder wahlweise Reflektorstreifen an den Speichen sind ebenfalls vorgeschrieben. Hinzu kommen ein weißer Reflektor vorne und ein roter Großrückstrahler hinten, die laut StVZO zwingend vorgeschrieben sind.

    weiterlesen

  • Worauf sollte ich als Radfahrer achten?

    Menschen, die Rad fahren oder zu Fuß gehen, gehören zu den ungeschützten Verkehrsteilnehmern. Sie haben keine Knautschzone – deshalb ist es umso wichtiger, sich umsichtig im Straßenverkehr zu verhalten. Dazu gehört es, selbstbewusst als Radfahrender im Straßenverkehr aufzutreten, aber gleichzeitig defensiv zu agieren, stets vorausschauend zu fahren und mit Fehlern von anderen Verkehrsteilnehmern zu rechnen.Passen Sie Ihre Fahrweise der entsprechenden Situation an und verhalten Sie sich vorhersehbar, in dem Sie beispielsweise Ihr Abbiegen durch Handzeichen ankündigen. Halten Sie Abstand von Lkw, Lieferwagen und Kommunalfahrzeugen. Aus bestimmten Winkeln können Fahrer nicht erkennen, ob sich seitlich neben dem Lkw Radfahrende befinden. Das kann bei Abbiegemanövern zu schrecklichen Unfällen führen. Beachten Sie immer die für alle Verkehrsteilnehmer gültigen Regeln – und seien Sie nicht als Geisterfahrer auf Straßen und Radwegen unterwegs.

    weiterlesen

  • Was ist der Unterschied zwischen Pedelecs und E-Bikes?

    Das Angebot an Elektrofahrrädern teilt sich in unterschiedliche Kategorien auf: Es gibt Pedelecs, schnelle Pedelecs und E-Bikes. Pedelecs sind Fahrräder, die durch einen Elektromotor bis 25 km/h unterstützt werden, wenn der Fahrer in die Pedale tritt. Bei Geschwindigkeiten über 25 km/h regelt der Motor runter. Das schnelle Pedelec unterstützt Fahrende beim Treten bis zu einer Geschwindigkeit von 45 km/h. Damit gilt das S-Pedelec als Kleinkraftrad und für die Benutzung sind ein Versicherungskennzeichen, eine Betriebserlaubnis und eine Fahrerlaubnis der Klasse AM sowie das Tragen eines Helms vorgeschrieben. Ein E-Bike hingegen ist ein Elektro-Mofa, das Radfahrende bis 25 km/h unterstützt, auch wenn diese nicht in die Pedale treten. Für E-Bikes gibt es keine Helmpflicht, aber Versicherungskennzeichen, Betriebserlaubnis und mindestens ein Mofa-Führerschein sind notwendig. E-Bikes spielen am Markt keine große Rolle. Dennoch wird der Begriff E-Bike oft benutzt, obwohl eigentlich Pedelecs gemeint sind – rein rechtlich gibt es große Unterschiede zwischen Pedelecs und E-Bikes.

    weiterlesen

  • Gibt es vom ADFC empfohlene Radtouren für meine Reiseplanung?

    Wir können die Frage eindeutig bejahen, wobei wir Ihnen die Auswahl dennoch nicht leicht machen: Der ADFC-Radurlaubsplaner „Deutschland per Rad entdecken“ stellt Ihnen mehr als 165 ausgewählte Radrouten in Deutschland vor. Zusätzlich vergibt der ADFC Sterne für Radrouten. Ähnlich wie bei Hotels sind bis zu fünf Sterne für eine ausgezeichnete Qualität möglich. Durch die Sterne erkennen Sie auf einen Blick mit welcher Güte Sie bei den ADFC-Qualitätsradrouten rechnen können.

    weiterlesen

Bleiben Sie in Kontakt